
Seit wann es Lotsen oder Piloten auf der Schlei gab, ist nicht sicher. Vieles spricht dafür, das Ortskundige auf der Schlei wegen des schwierigen Fahrwassers schon seit dem Beginn der Schleischifffahrt vor einigen hundert Jahren erforderlich waren. Denn früh hat es Probleme mit der flachen und zur Versandung neigenden Schleimündung gegeben. Die Schiffer, zumeist in Schiffergesellschaften organisiert, griffen zur Selbsthilfe und ließen sich fortan ein - nicht immer einfach einzutreibendes - "Lastgeld" für die Durchfahrt bezahlen.
1796 wurde mit der Eröffnung der neuen Schleimündung auch das Lotsenwesen umfassend geregelt. Der Lotse pachtete vom Schleswiger Magistrat gegen eine Jahrespacht die Lotseninsel nebst den dazugehörigen Gebäuden. Auf den benachbarten Wiesen konnte er Pferde, Schafe und Kühe halten, der Garten um das Lotsenhaus herum lieferte Gemüse. Als Pächter war er zuständig für die Unterhaltung der Häuser und Anlagen und hatte Lotsenknechte und Lotsenboote vorzuhalten. Dafür standen ihm die erhobenen Gebühren zu.
Und das war ein durchaus einträgliches Geschäft. So einträglich, dass sich die Schiffer über die Höhe der bei ihnen erhobenen Lotsentgelte beklagten. Das Lotsengeschäft zu Schleimünde ist zu Bedingungen verpachtet worden, "das der Lootse auf Kosten des nach einem sehr nothdürftigen Auskommen jetzt oft vergeblich ringenden Schiffers ein reicher Mann werden müsste.", klagen die Schleischiffer 1851 bei der Schleswiger Landesherrschaft. Und es war eine verkehrsreiche Zeit: etwa 100 fremde Schiffe liefen damals jährlich die Schlei an, von den 160 einheimischen Frachtseglern sind etwa 1.300 Passagen gezählt.
Schon seit 1980 sind an der Schleimündung keine Lotsen mehr stationiert. Die wenigen Küstenmotorschiffe, die jetzt noch die Schlei befahren und den Kappelner Hafen anlaufen, nehmen den Lotsen bereits am Kieler Leuchtturm an Bord. Das Befahren der Schlei bereitet heute kaum besondere Schwierigkeiten mehr. Während bis 1930 noch schlanke Eschenstämme als Pricken zur Markierung eingesetzt wurden, ist das Fahrwasser heute durchgängig mit Kunststoff-Tonnen gekennzeichnet. Einzige Voraussetzung sind auch heute noch gute Seekarten.
Quelle:
Horst Günther Franzen: Maasholmer Fischerei- und Seefahrtsgeschichte, 2005
Steueranweisung
Bei östlichen Winden ab Stärke 5 Bft. steht im Schleimünder Seegatt und in der Einfahrt ein heftiger Seegang mit steiler, kurzer See.
Auslaufend unter Maschine sollten die Segel bereits gesetzt sein, um nach Passieren des Leuchtturms nach Nordost abzufallen. Rundet man den Leuchtturm knapp, so halte man ab dem Pegel wegen großer Steine mehr von Land ab.
Das Einlaufen vor dem Wind erfordert wegen kreuz und quer schiebender See einen aufmerksamen Rudergänger. Bei westlichen Winden und gegen den Strom hält man sich unter Maschine mehr zur Fahrwassermitte, weil an der Leuchtturmmole ein Neerstrom setzt.
Übrigens: Der irische Schriftsteller Erskine Childers beschreibt in seinem 1903 erschienenen Roman "Das Rätsel der Sandbank" den Aufenthalt seiner Helden auf der Lotseninsel Schleimünde und den Besuch beim Lotsen.